Immunsystem der Frau

Was macht den Unterschied?

Sowohl Hormone als auch Geschlechtschromosomen stehen in enger Verbindung zum Immunsystem und seiner Aktivität. Daher ist das weibliche Immunsystem während der fruchtbaren Lebensphase deutlich aktiver als sein männliches Pendant – mit Vor- und Nachteilen. Doch warum ist dies so, und was geschieht, wenn sich die stimulierenden Hormone zurückziehen?

Ununterbrochen und meist unbemerkt wehrt unser Immunsystem fremde Substanzen und Organismen ab und macht uns so erst lebensfähig. Daran wirken eine Reihe unterschiedlicher Immunzellen wie Granulozyten Makrophagen, Killerzellen, T- und B-Lymphozyten mit, aber auch Antikörper, Entzündungsbotenstoffe und antibiotische Substanzen.

Immunsystem der Frau muss für Zwei funktionieren

Frauen und Männer reagieren auf viele Umweltreize unterschiedlich, darunter auch auf mikrobiologische Keime. So ist das weibliche Immunsystem aktiver und reagiert stärker auf Antigene.

Dass die Immunreaktion geschlechtsspezifisch ausfällt, begründet sich insbesondere aus den biologischen Aufgaben. So muss das weibliche Immunsystem für Zwei funktionieren: Während der Schwangerschaft bildet es verstärkt Antikörper, um den Fötus in der Gebärmutter vor potenziellen Infektionen zu bewahren. Dieser Schutzmechanismus wirkt noch deutlich über die Geburt hinaus. Man spricht von Nestschutz.

Zweites X-Chromosom wesentlich beteiligt

Auch die Lebensweise nimmt Einfluss auf die Immunreaktion. Zwar nähern sich die Geschlechter hierbei immer stärker an. Aber noch immer liegen Frauen in Sachen Gesundheitsverhalten – darunter Tabak- und Alkoholkonsum, Vorsorge, Körpergewicht, Ernährung und Stressbelastung – vorne.

Ein weiterer zentraler Aspekt: Frauen verfügen über zwei X-Chromosomen. Auf diesen sind wichtige Teile Immunsystems kodiert. Im Gegensatz dazu haben Männer ein X- und ein Y-Chromosom. Letzteres enthält nur wenig genetische Information und spielt für die Abwehr keine wichtige Rolle.

Stimulierende Östrogene, hemmendes Testosteron

Geschlechtshormone wirken sich stimulierend oder hemmend auf das Immunsystem aus: So regen weibliche Östrogene die Produktion von Antikörpern an und steigern die Produktion von T-Lymphozyten, insbesondere T-Helferzellen (CD4-Lymphozyten). Diese aktivieren wiederum unter anderem Makrophagen und antikörperbildende B-Lymphozyten.

Das Progesteron der Frau zeigt hingegen eine hemmende (inhibitorische) Wirkung: Es stimuliert unter anderem die Bildung von entzündungshemmenden Th2-Zellen. Dies spielt auch für eine gesunde Schwangerschaft eine wichtige Rolle. Ähnlich drosselt das beim Mann vorherrschende, aber auch bei Frauen vorhandene, Testosteron die Immunreaktion, insbesondere die Vermehrung von Immunzellen.

Ein aktiveres Immunsystem bringt Vor- und Nachteile

Während Frauen, wie sich auch bei COVID-19 zeigte, deutlich weniger zu komplizierten Infekten neigen, leiden sie häufiger unter Allergien und Autoimmunreaktionen.

So betrifft Asthma bronchiale 9,9 %, allergische Rhinitis sogar 14,8 % der Frauen (Männer: 5,5 bzw. 9,4 %).

Eine Studie des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung ergab darüber hinaus, dass 80 % aller Autoimmunerkrankungen bei Frauen auftreten, darunter z. B. Lupus erythematodes, Hashimoto-Thyreoiditis oder Rheumatoide Arthritis.

Herz-Kreislauf, Infektabwehr, Haare: Hormonrückgang im Klimakterium

Unter dem nachlassenden Hormon- und insbesondere Östrogeneinfluss durchläuft das weibliche Immunsystem im Klimakterium eine grundlegende Veränderung und drosselt seine Aktivität. Frauen neigen dann verstärkt zu Problemen, die bis dahin eher männlich assoziiert waren, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Infekte, aber auch Haarausfall: Unter dem Östrogenrückgang verschiebt sich das Gleichgewicht zugunsten des Testosterons, insbesondere DHT.
Bei entsprechend genetischer Disposition (etwa ein Drittel der Frauen) führt dies zu einer verkürzten Wachstumsphase und verstärkten Degeneration der Haarfollikel. Das Haar wird zu Teilen dünn, stumpf, und die Kopfhaut kann verstärkt durchschimmern.

Dies geschieht häufig diffus über den Kopf verteilt, besonders im Bereich von Haaransatz und Mittelscheitel. Hier kommt es besonders auf einen gesunden Lebensstil an. Für die äußere Stimulation der Haarfollikel eignet sich auch die Anwendung von Thymuskin auf der Kopfhaut: Laut Untersuchungen können die enthaltenen Thymuspeptide die Wachstumsphase der Haare verlängern und die Entwicklung neuer Haarzellen anregen.

Für alle Lebensphasen und Geschlechter gilt: Je besser die Lebensweise insbesondere in puncto Nährstoffversorgung, Bewegung, Sucht- und Genussmittel, Ernährung, gesunde Kältereize, Stress und Körpergewicht ausfällt, desto gründlicher kann das Immunsystem arbeiten.